Samstag, 5. März 2011

Newroz 2011 in Dortmund / 31.03.2011

Newroz Reloaded!

Es ist wieder soweit! Die YXK Hochschulgruppe Dortmund feiert dieses Jahr erneut das kurdische Neujahrsfest.
Diesmal exklusiv mit Koma Nûarîn aus Paris und den beiden Gruppen Koma Berî und Koma Dicle, die uns die schönsten Newroz-Lieder aus Kurdistan im Dietrich-Keuning-Haus vortragen werden.

Weiterhin gibt es eine Dia-Show zu Newroz und es wird natürlich GETANZT! Die eigene Folklore-Gruppe des YXK Dortmund wird euch ihre Tanzshow aus Amed präsentieren. Beim Newroz-Feuer unter freiem Himmel heizt die Gruppe "Olsunda Halay Olsun" die Stimmung weiter auf. Lasst euch diesen Abend nicht entgehen!


Programm:

+ Koma Nûarîn
+ Koma Berî
+ Koma Dîcle
+ Def û Zurnê (Olsunda Halay Olsun)
+ Govend "Koma Amed"
+ Agirê Newrozê (Newroz-Feuer)


VVK: 5 €
AK: 7 €


























Datum: Donnerstag, 31.03.2011 / 16:00 Uhr
Ort: Dietrich-Keuning-Haus (DKH)
Leopoldstr. 50
44147 Dortmund


P.S.: Das Dietrich-Keuning-Haus befindet sich ganz in der Nähe vom Dortmunder Hbf.

Kurden als Sicherheitsrisiko eingestuft [jW]

Bundesregierung bezeichnet PKK als »destruktiven Faktor« in Deutschland und rechtfertigt Überwachung

Von Nick Brauns
 

In der Bundesrepublik leben rund 800000 Kurden. Diese Zahl nannte die Bundesregierung erstmals offiziell auf eine kleine Anfrage der innenpolitischen Sprecherin der Fraktion Die Linke, Ulla Jelpke, zu »kurdenspezifischer Integrationspolitik«. Die Regierung stützt sich dabei auf eine Schätzung des »NAVEND – Zentrum für kurdische Studien« in Bonn. Eine eigene Erfassung der in Deutschland lebenden Kurden hält sie nicht für erforderlich, da im Ausländerzentralregister lediglich die Eintragung der Staatszugehörigkeit vorgesehen ist. Bislang werden Kurden, soweit sie nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen, als Türken, Iraker, Iraner oder Syrer in der Statistik geführt. So findet nicht nur die vor allem in der Türkei betriebene Zwangsassimilation ihre Fortsetzung in Deutschland, sondern der kurdischen Migrationsgruppe werden fundamentale Rechte wie muttersprachlicher Unterricht, Beratung und Betreuung in der eigenen Sprache sowie Teilhabe an spezifischen Integrationsmaßnahmen verwehrt. Daher fordern kurdische Verbände wie zuletzt Ende Januar auf einer von der Linksfraktion im hessischen Landtag veranstalteten Konferenz eine offizielle Anerkennung als Migrationsgruppe.

Tatsächlich existierten Kurden für die Bundesregierung offenbar vor allem in Gestalt von Asylbewerbern, Kriminellen und Risikofaktoren. So liegen von seiten des Bundes in kurdischer Sprache lediglich Asylverfahrensinformationen, AIDS-Aufklärungsbroschüren und Belehrungen für Festgenommene vor.

Kurdische Persönlichkeiten sowie der Verein NAVEND seien an den bundesweiten Integrationsgipfeln beteiligt gewesen, rechtfertigt sich die Regierung. NAVEND sowie der Jugendverband Komciwan erhalten zudem eine finanzielle Förderung in Höhe von 172000 bzw. 140000 Euro aus Bundesmitteln. Doch diese Verbände sind entweder ausschließlich wissenschaftlich tätig oder repräsentierten nur einen Bruchteil der kurdischen Diaspora. Die Föderation kurdischer Vereine in Deutschland, YekKom, mit 65 angeschlossenen Organisationen und 100000 Mitgliedern wird dagegen vom Verfassungsschutz beobachtet, und ihre Vereine werden regelmäßig unter dem Vorwurf der PKK-Nähe polizeilich durchsucht. Die PKK bleibe ein »destruktiver Faktor der inneren Sicherheit«, rechtfertigt die Bundesregierung das seit 1993 geltende Verbot erneut »als Instrument der Prävention wie als Grundlage der Überwachung«. Innerhalb der kurdischen Exilgemeinde sei die PKK »ein unverändert dominanter Faktor«, widerspricht das Kabinett zugleich früheren Darstellungen, wonach nur eine Minderheit hinter der Befreiungsbewegung stünde.

Cansu Özdemir
Cansu Özdemir


Das Potential kurdischstämmiger Wähler mit deutscher Staatsbürgerschaft wurde zuletzt bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg am 20. Februar deutlich, als die 22jährige Cansu Özdemir nach einem Wahlaufruf von YekKom mit der Häufung von Stimmen vom aussichtslosen Platz neun auf Platz zwei der Linksparteiliste vorgewählt wurde. Prompt geriet die junge Migrationspolitikerin in den letzten Tagen ins Visier des Verfassungsschutzes und von Bild, die sie als »PKK-nahe Extremistin« zu diffamieren versuchten.


 

Mittwoch, 9. Februar 2011

EU Lajendijk: Turkey can't enter in Europe without solving Kurdish question

09 February 2011
European Parliament Foreign Relations Commission and Turkey-EU Joint
Parliamentary Commission former member Joost Lagendijk evaluated
Turkey's EU process and the last phase reached in Kurdish question to ANF.
Lagendijk expressed that he has a high opinion of 'Democratic Autonomy Project’
of Peace and Democracy Party (BDP), noting that the AKP (Justice and Development
Party) government hasn’t gone further than taking a few steps at first. 
“An initiative can not be the subject while Kurds are still not permitted to write the
signboards and to receive education in their mother language. The bilingualism problem
should be resolved at first. The way should be opened to enable people speak in
their mother tongue and the bounds should be clarified. Some steps have been taken so far
but there hasn’t been any positive development yet”...

Read more: ANF NEWS AGENCY

Dienstag, 1. Februar 2011

Forced evictions of Kurds: A Crime against Humanity and War Crime

01 February 2011


Noory Fakhry writes about forced eviction of Kurds by Turkey

In northern Kurdistan, part of Turkey similar to all other parts of Kurdistan (Iran and Syria),
the fundamental rights of Kurds has been violated by Turkish government. 
Massive forced evictions of Kurds have been one of the most fundamental human rights
violations by Turkey.

The Turkish government has actively committed forced evictions of Kurds with some
justifications. Turkish troops demonized thousands of villages and a large number of towns.
More than 350,000 people have been evacuated from 3,500 villages.
The main destructions of Kurdish villages in this base were in southeast of Turkey
during the 1984-2000. But still the government of Turkey is continuing to destructions of
villages and forced evictions of Kurds by its military forces via bombardment of Kurdish area
that has resulted in widespread displacement, loss of life, and environmental destructions.
[...].
Please continue reading on at  ANF NEWS AGENCY 

written by NOORY FAKHRY (Student at Lund University in International Human Rights Law)

Montag, 31. Januar 2011

Arabische Revolution!

Arabische Revolution? Tunesiens Aufbruch nach der Flucht Ben Alis – Der Aufstand der tunesischen Bevölkerung gegen das Regime des am vergangenen Freitag geflohenen Diktators Zinedine Ben Ali hat die Weltöffentlichkeit überrascht und die Menschen in der arabischen Nachbarschaft beeindruckt. Zum ersten Mal haben die Bürger eines arabischen Landes ihren Despoten ohne äußere Einflussnahme und ohne dass dahinter ein freiheitsfeindlicher Islamismus sich den Weg bahnt, sprichwörtlich zum Teufel gejagt.


Doch die größte Herausforderung steht nun erst bevor: Kann Tunesien es schaffen, aus dem Vakuum ein freieres und offeneres System zu schaffen? Noch ist unklar, welche Rolle das Militär spielen wird, welche oppositionellen Kräfte an Einfluss gewinnen und wie die Unterstützer des geschassten Präsidenten Ben Ali eingebunden werden. Auch in der autoritär regierten Nachbarschaft, in der die Bevölkerung mit Bewunderung auf das blickt, was den Tunesiern gelang, haben viele ein Interesse daran, das tunesische Experiment scheitern zu sehen. Die Europäische Union und vor allem Frankreich haben sich im Umgang mit Tunesien und in ihrer Reaktion auf die Ereignisse der vergangenen Wochen nicht mit Ruhm bekleckert. Einzig die USA haben sich klug zurückgehalten und auch Deutschland, dessen maßvolle Ermutigung zum demokratischen Aufbruch in Tunesien und darüber hinaus mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen wurde, kann bei der Bewältigung der kommenden Herausforderungen eine wichtige, ausgleichende Rolle spielen.

Eine Arabische Revolution? Tunesiens Ruf nach Freiheit

Ausgerechnet Tunesien hat es allen gezeigt: Der Ruf nach Freiheit in der arabischen Welt ist nicht das Ergebnis westlicher Subversionstaktik, nicht der Deckmantel unter dem sich Islamisten den Weg zum Gottesstaat bahnen. Er ist der Ausdruck von Menschen, die genug haben von den täglichen Erniedrigungen, Einschüchterungen und der Missachtung ihrer Menschenwürde, die das Leben in jeder Diktatur mit sich bringt. Als erste in der arabischen Welt hat die tunesische Bevölkerung ihren Peiniger aus dem Land gejagt.

Erst langsam dämmert es den Menschen, dass sie Neuland betreten, Geschichte geschrieben haben. Und dass das schwerste Stück des Weges nun vor ihnen liegt: Aus dem Nichts einer in Jahrzehnten der Diktatur anämisch gewordenen Gesellschaft ein neues Land zu schaffen, das seinen Bürgern ein Leben in Würde und in mehr Freiheit ermöglicht. Man wünscht es dem tunesischen Volk und der gesamten Region, dass auch dieser nächste Schritt gelingen möge und ihnen nicht das nächste Joch bereits übergeworfen wird.

Es wird eine ganze Weile brauchen, bis aus dem Chaos, das diesem unerwarteten und bis vor einer Woche weitgehend unbemerkten Aufstand folgen wird, Tendenzen für die weitere Entwicklung erkennbar werden.

Tunesien nach dem Umsturz: Aufbruch in neue Zwänge oder Schritt in die Freiheit?

Dies betrifft zunächst die Situation in Tunesien selbst, wo bislang nicht einmal absehbar ist, wer in der unmittelbaren Folgezeit ein Minimum an Ordnung sicherstellen kann. Das Militär spielt eine Schlüsselrolle bei der Durchsetzung der Ausgangssperre und bei der Festsetzung der Reste des Sicherheitsapparates von Ex-Präsident Ben Ali. Eng arbeiten die Soldaten mit den Bürgerwehren zusammen, die die von Plünderungen bedrohten Stadtteile schützen. Militärchef Rachid Ammar hat sich früh geweigert, auf die Demonstranten zu schießen, ob aus Kalkül oder Humanität wird sich erst zeigen müssen. Fest steht, dass das Militär, das in der Politik Tunesiens – im Gegensatz zu den Nachbarländern – bislang keine dominante Rolle spielte, an Prestige und Einfluss gewonnen hat.

Die Bildung einer Regierung der Nationalen Einheit erscheint ein logischer Schritt, um politische Handlungsfähigkeit wiederherzustellen. Fraglich ist jedoch, wie repräsentativ diese unter den gegenwärtigen Umständen ist. Sowohl die Einheitspartei RCD des Ex-Präsidenten Ben Ali als auch die „Blockflötenopposition“ wird man in irgendeiner Form einbinden müssen, wenn die Grundlagen für einen demokratischen Übergang geschaffen werden sollen. Gleiches gilt für die in der Illegalität und zumeist im Exil lebende Opposition. Ebenso wird die Ausrichtung freier und fairer Wahlen in Tunesien eine enorme Herausforderung sein. Der verfassungsmäßig vorgegebene Zeitraum von 60 Tagen für die Durchführung von Parlamentswahlen scheint nicht einmal ausreichend, um die Logistik sicherzustellen. Geschweige denn lässt er der diffusen Bürgerbewegung Zeit, sich zu strukturieren und in politischen Gruppierungen zu organisieren.

Die Frage nach der Rolle der Islamisten ist von entscheidender Bedeutung. Nicht so sehr, weil sie aus dem Nichts zur Machtübernahme schreiten werden, denn dafür sind sie – wie alle oppositionellen Kräfte – viel zu schwach. Vielmehr deshalb, weil der Westen weiterhin aus Furcht vor ihnen wie gebannt auf eine weiße Wand starrt. Hoffentlich nicht so lange bis das von Diktatoren in der gesamten Region immer wieder hochgehaltene Schreckgespenst wirklich erscheint. Religiöse Parteien werden sich auch in Tunesien um politischen Einfluss bemühen. Nirgendwo in der arabischen Welt haben sie vermutlich weniger öffentliche Unterstützung als im aufgeklärten, von einer großen und gut ausgebildeten Mittelschicht geprägten Tunesien.

Regionale Auswirkungen: Bewunderung der Straße und Angst der Despoten

Ebenso unklar sind die regionalen Auswirkungen auf den Maghreb und den Nahen Osten insgesamt, wo die Bürger Algeriens, Libyens und Marokkos und darüber hinaus mit einiger Bewunderung auf das blicken, was den Tunesiern bislang gelang. Gleiches gilt in umgekehrter Form für die Machthaber dort. Viele der Probleme, die die Revolte in Tunesien ausgelöst haben, finden sich in der gesamten Region. Gleichwohl unterscheiden sich die Länder, was ihre Geschichte und ihr politisches System betrifft, nicht unerheblich. Viele dieser autoritären Regime haben ein starkes Interesse, das tunesische Experiment scheitern zu sehen. Wie wird sich Libyens Staatschef Ghaddafi verhalten, der mit gutem Recht das Schlimmste zu fürchten scheint? Schon gibt es Berichte über Infiltration libyscher Milizen über die offene Grenze. Was machen die Saudis, die in Tunesien nicht unerhebliche Mengen an Geld investiert haben? Sicherlich hat man dem geflohenen Diktator nicht ohne Grund Asyl angeboten.

Die Mittelmeerpolitik der Europäischen Union: ein Scherbenhaufen

Auch auf der anderen Seite des Mittelmeers sind die Folgen zu spüren. Die Mittelmeerpolitik der Europäischen Union ist ein Scherbenhaufen: Der gehätschelte Despot, mit dem man eben noch am Verhandlungstisch saß, um über die Zuerkennung des privilegierten „statut avancé“ in der Assoziation mit der EU zu verhandeln, wird derweil von seinem eigenen Volk aus dem Land gejagt. Diese von dem Primat der Stabilität und den Partikularinteressen einzelner Mitgliedsländer getragene Politik der Anbiederung ist für alle sichtbar grandios gescheitert. Fraglich ist damit auch, welche Rolle die so bloßgestellte EU nun dabei spielen kann, Tunesien in eine bessere Zukunft zu begleiten.

Ebenso wie der davongejagte Ben Ali hat die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, die in der Region Maghreb weiterhin eine Schlüsselrolle spielt, die Zeichen der Zeit wie der geschasste Duzfreund Ben Ali zu spät erkannt. Noch vier Tage vor der Flucht des Diktators bietet Außenministerin Alliot-Marie dem Regime in der Nationalversammlung die Entsendung französischer Sondereinheiten zur Eindämmung der Aufstände an. Auch das werden die Tunesier in langer Erinnerung behalten.

Kluge Zurückhaltung: Endlich ein Erfolg für die amerikanische Außenpolitik in der Region?

Vor allem die Vereinigten Staaten haben sich im Laufe der Entwicklungen bislang klug zurückgehalten. Außenministerin Clinton hat einige wenige aber wichtige Akzente gesetzt. Früh hat sie das Recht der Tunesier hervorgehoben, über ihre politische Führung selbst zu befinden. Darüber hinaus hat sie sich nicht auf eine Position festgelegt. US Präsident Barak Obama lobt nun den Mut der Tunesier. Kommt das Mittelmeerland auf den richtigen Weg, wird dies auch ein lang ersehnter Erfolg für die amerikanische Außenpolitik in der Region sein.

Deutschland als Mittler

Auch die Haltung der Bundesrepublik wird in Tunesien und der Region mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Vor allem deshalb, weil Deutschland in dieser unübersichtlichen Situation nicht einem der verschiedenen Lager zugerechnet wird. Die maßvolle Ermutigung zum demokratischen Aufbruch ist bei den Bürgern Tunesiens auf offene Ohren gestoßen. Dieses Vertrauen zu nutzen, um die tunesischen Bürger bei der Verwirklichung von mehr Freiheit zu unterstützen, wird die Herausforderung in den kommenden Wochen und Monaten sein. Angesichts des Mutes und der Zivilcourage, die die Menschen in den letzten Wochen gezeigt haben, erscheinen die absehbaren schlaflosen Nächte als der geringste Preis.

Veröffentlicht am Montag, 17. Januar 2011 von Alexander Knipperts in Außen- und Sicherheitspolitik

Montag, 27. Dezember 2010

Einladung zur 20. YXK-Jubiläumsfeier

Liebe Freundinnen und Freunde,

1991 gründete sich der Verband der Studierende aus Kurdistan (kurdisch: Yekîtiya Xwendekarên Kurdistan, YXK) zunächst in Deutschland und später in andere Länder Europas.
Heute feiert sie den 20. Jahrestag ihrer Organisationskultur!
 
Auch sind wir, alle YXK'ler und Freunde des kurdischen Studierendenverbands herzlich eingeladen, gemeinsam zu jubilieren.
Die Feierlichkeit findet am Sonntag, den 09.01.2011 um 14:00 Uhr in der Dortmunder Eventhalle Megastar statt. 
Es erwartet uns ein sehr buntes Programm mit Vorträgen, Musik, Tanz, Kunst, Kultur sowie Essen aus Kurdistan. 

Wir, die Hochschulgruppe der YXK Dortmund, wünschen euch und euerer Familie ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2011. 


Mit festlichen Grüßen

Yekîtiya Xwendekarên Kurdistan (YXK)
HSG Dortmund

Web: www.yxkdortmund.de.vu
Email: yxk_dortmund@yahoo.com



Übersicht des 20. YXK-Jahresfest: 


Programm:

+ Berîvan Arîn     
+ Koma Ç​ar Newa
+ Ç​etîn Oraner
+ Hozan Welat
+ Rêzan (Hîp-Hopa Kurdî)
+ Koma Kelaşîn
+ Hozan Bang

+ Gotar
+ Sînevîzyon
+ Folklor
+ Cil û Bergê Kurdî
+ Def û Zurnê
+ Aşxana Kurdistanê (Kurdische Küche)

 
Termin:

Datum: Sonntag, 09.01.2011
Uhrzeit: 14:00 Uhr bis 22:00 Uhr
 
Ort: Eventhalle Megastar, Hannöversche Straße 22, 44143 Dortmund


Eintritt:

Vorverkauf (VVK): 10,00 EURO
Abendkasse (AK): 15,00 EURO

Sonntag, 5. Dezember 2010

Im Rebellenland [jW]

Wie »Dersim« (Silbertor) zu »Tunceli« (Bronzefaust) wurde: Eine kurdisch-alevitische Region in der Osttürkei kämpft um ihre Identität und ihr Überleben

Von Nick Brauns

Größte Demonstration ­gegen Talsperren in der
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Größte Demonstration ­gegen Talsperren in der türkischen Geschichte: 20000 Menschen gingen im Oktober 2009 in Dersim auf die Straße
Von der mesopotamischen Ebene führt die Reise kurz hinter der stickigen Provinzstadt Elazig über den Keban-Stausee. Eine Art felsiger Kegel ragt in dessen Mitte aus dem Wasser, eine ehemalige, nun zur Insel gewordene Bergspitze, gekrönt von der Burg Pertek. Die Fähre, auf der wir das eigentümliche Gebilde passieren, transportiert neben Reisebussen auch Militärlastwagen aus deutscher Fabrikation, an denen Artilleriegeschütze angekoppelt sind.

Auf der anderen Seeseite wird der Konvoi von zwei Panzern an einem Checkpoint der Jandarma, der Militärpolizei, in Empfang genommen. Hier, wo das Bergland an das aufgestaute Wasser des Euphrat grenzt, beginnt Dersim – das »Terroristengebiet«, wie die Soldaten sagen. Einschüsse an Straßenschildern und Parolen der kurdischen Arbeiterpartei PKK und der Maoisten an den steilen Felswände neben der Straße zeigen, daß hier Rebellenland ist – und das ganz konkret: Mit Straßensperren haben Guerilla-Verbände in den letzten Monaten ihren Anspruch auf ein »autonomes Kurdistan« demonstriert.

Auf keiner Karte

Dersim bedeutet in der kurdischen Zazaki-Sprache Silbertor. Doch dieser Name findet sich heute auf keiner türkischen Landkarte. Mitte der dreißiger Jahre wurde die in den nördlichen Ausläufern des Osttaurus gelegene Provinz zwischen anatolischem und Ararat-Hochland, Obermesopotamien und den Bergen des Schwarzen Meeres von der türkischen Regierung in Tunceli umbenannt. Das bedeutet »Kupferfaust« – die Faust des Staates, die bis heute gegen die widerspenstigen Bewohner der Provinz mit ihren bis zu 3300 Meter hohen Bergen geschwungen wird.

Schon im Osmanischen Reich hatte Dersim seine Autonomie bewahren können. Die Bewohner führten kaum Steuern an den Staat ab, verweigerten sich dem Militär, kämpften weder im Krimkrieg noch im Ersten Weltkrieg und dem anschließenden Unabhängigkeitskrieg. Von der Mehrzahl der Kurden der Nachbarprovinzen unterscheiden sich die Dersimer durch das Zazaki und ihren alevitischen Glauben, der islamische, naturreligiöse und altorientalische Elemente zu einer humanistisch geprägten Lehre verbindet. Mit schiitischen Muslimen teilen die Aleviten die Verehrung von Ali, dem Schwiegersohn des Propheten Mohamed. Doch beten bei den Aleviten Männer und Frauen gemeinsam, Alkohol ist erlaubt und religiöse Zeremonien werden nicht in Moscheen, sondern zu Hause oder in sogenannten Cem-Häusern praktiziert. Dies hat den Aleviten bis heute die zum Teil blutige Verfolgung durch strenggläubige Muslime eingebracht.

Mitte der 1930er Jahre galt Dersim als »letzte freie Burg« der Kurden. In unzugänglichen Berghöhen waren die kleinen Dörfer der Kontrolle des Staates weitgehend entzogen. Staatschef Mustafa Kemal, genannt »Atatürk«, forderte daher uneingeschränkte Autorität für seine Regierung, »damit diese die innere Wunde, dieses abstoßende Krebsgeschwür um jeden Preis beseitigen und auslöschen kann«. Aufgrund eines Ende 1935 verabschiedeten Tunceli-Gesetzes wurde der Belagerungszustand über die Provinz verhängt. Gegen ihre vom Militärgouverneur Abdullah Alpdoan geforderte Entwaffnung wehrten sich einige Rebellen im Juni 1937 mit einem Angriff auf Polizisten – der Startschuß zum Volkswiderstand. Ihm schlossen sich unter Führung des alevitischen Geistlichen Seyid Riza bald bis zu 80000 bäuerliche Partisanen an, um ihre Autonomie zu verteidigen.

Atatürks Tochter


Als Staatsfeind hingerichteter Anführer des
Dersim-Aufstand
Als Staatsfeind hingerichteter Anführer des Dersim-Aufstands 1937: überlebensgroße Statue von Seyid Riza
In einer geheimen Sitzung beschloß die Regierung die Operation »Züchtigung und Deportation«: »Wenn man sich lediglich mit einer Offensivaktion begnügt, werden die Widerstandsherde fortbestehen. Aus diesem Grund wird es als notwendig betrachtet, diejenigen, die Waffen eingesetzt haben und einsetzen, vor Ort endgültig unschädlich zu machen, ihre Dörfer vollständig zu zerstören und ihre Familie fortzuschaffen.« Am Steuer eines der Flugzeuge, die 50-Kilo-Bomben auf Bauerndörfer abwarfen, saß die erste türkische Pilotin Sabiha Gökcen. Nach der Adoptivtochter Mustafa Kemals, die aufgrund solcher Taten zum Symbol der »modernen türkischen Frau« wurde, ist heute ein Istanbuler Flughafen benannt.

Die grünen Täler Dersims füllten sich mit Giftgas. Frauen und Kinder, die sich in Berghöhlen gerettet hatten, wurden lebendig eingemauert. Andere stürzten sich von den Felsen in den Munzur-Fluß, um ihrer Vergewaltigung zu entgehen. Seyid Riza wurde durch Verrat gefaßt und im November 1937 hingerichtet. Uneinigkeit der Stammesführer und die Erschöpfung der Guerilla ließen den Widerstand im Herbst 1938 zusammenbrechen. Weit über 50000 Dersimer waren getötet worden, Zehntausende Überlebende wurden in die Westtürkei zur »Assimilation« deportiert. In das kollektive historische Gedächtnis der Bewohner gingen die Jahre 1937/38 als Tertelê (Vernichtung) ein, deren Anerkennung als Genozid zuletzt im November 2010 auf einer von Dersimer Flüchtlingen organisierten Konferenz im Berliner Abgeordnetenhaus gefordert wurde.

Einer zweiten Vernichtungswelle sah sich Dersim in den 90er Jahren ausgesetzt, als das Militär 210 Dörfer im Krieg gegen die PKK-Guerilla räumen ließ und die Provinz unter ein Embargo stellte. Bis heute setzt die Armee auf »verbrannte Erde«. Im Sommer zündeten Soldaten große Waldflächen an und vergifteten Äcker mit weißem Phosphor. Weite Gebiete wurden zu militärischen Sicherheitszonen erklärt, so daß das Vieh nicht auf die Hochweiden getrieben werden konnte und die Viehzüchter ihre Existenzgrundlage verloren. Aufgrund von Flucht, Vertreibung und Auswanderung hat sich die Einwohnerzahl Dersims innerhalb der vergangenen 30 Jahre auf etwa 90000 Menschen nahezu halbiert.

 

In der Hauptstadt

Die gleichnamige Provinzhauptstadt von Tunceli liegt in einem Talkessel beiderseits des Munzur-Flusses. Sie befindet sich in einem permanenten Belagerungszustand. Auf den umliegenden Bergkämmen leuchten nachts die Scheinwerfer der Militärposten. Um in den engen Tälern nicht in einen Hinterhalt zu geraten, setzt die Armee inzwischen vor allem Kampfhubschrauber ein. Sie starten meist von den mitten in der Stadt gelegenen Kasernen aus. Gepanzerte Fahrzeuge fahren im Minutentakt über die Hauptstraße, Maschinengewehre auf Passanten gerichtet. Die Nervosität ist den Soldaten anzumerken. Nicht ohne Grund: Nachdem Mitte Oktober vier Kämpfer der PKK von Kommandoeinheiten auf einem Berggipfel in Ovacik getötet wurden, griff die Guerilla wenige Tage später zur Vergeltung das Polizeihauptquartier in Tunceli-Stadt an und erschoß mehrere Angehörige einer Spezialeinheit. Nach dem Feuergefecht, bei dem auch ein PKK-Guerillero starb, umstellten Panzerwagen die Innenstadt und schossen ziellos um sich.

Gegenüber dem Rathaus steht eine Frauenstatue. Offiziell ist sie den Menschenrechten gewidmet. Doch für die Dersimer ist dies ein Denkmal für die PKK-Kämpferin Zilan, die sich an diesem Platz 1996 inmitten einer Militärparade in die Luft sprengte. Ein weiteres Denkmal wurde im September oberhalb des Munzur eingeweiht. Überlebensgroß kündet Seyid Riza, der als Staatsfeind hingerichtete Anführer des Aufstandes von 1937, vom ungebrochenen Widerstandsgeist der Bevölkerung.

Die Oberbürgermeisterin


Im Wasser des Euphrat versunken: Burg Pertek im
Keban-Stausee
Im Wasser des Euphrat versunken: Burg Pertek im Keban-Stausee
Linke und sozialistische Parteien verfügen traditionell über eine starke Anhängerschaft in Dersim. So stellt die Partei für Frieden und Demokratie (BDP) mit Edibe Sahin die Oberbürgermeisterin von Tunceli-Stadt. Ihre Vorgängerin, die Gewerkschafterin Songül Erol Abdil von der mittlerweile verbotenen Partei für eine Demokratische Gesellschaft (DTP), war 2004 die erste Frau, die in das höchste Amt einer Provinzhauptstadt in der Geschichte der Türkei gewählt wurde. Abdil und der im April 2009 verhaftete Vizebürgermeister Alican Önlü stehen derzeit gemeinsam mit 150 weiteren Angeklagten aufgrund ihres kommunalpolitischen Engagements vor Gericht in Diyarbakir. Ihnen wird PKK-Unterstützung vorgeworfen.

Zu den von der linken Stadtverwaltung initiierten Sozialprojekten, die eine weitere Abwanderung der Bevölkerung verhindern sollen, gehört eine Frauenbäckerei mit Kaffeehaus, die mehreren Dutzend Frauen eine unabhängige Erwerbsarbeit bietet.

Auffällig sind in der Stadt die vielen Bars. »Normalerweise versuchen die von der Regierung eingesetzten Gouverneure, Alkohol zu verbieten. Doch in Dersim werden die Menschen vom Staat regelrecht zum Trinken ermutigt«, beklagt die Provinzvorsitzende der BDP, Amber Bakiray. In manchen Kneipen werden vom Staat geduldet auch Prostitution und Drogenhandel betrieben, um so die Widerstandsmoral der Bevölkerung zu zersetzen, wie vermutet wird. PKK-Kämpferinnen verübten im Sommer als Warnung und außerhalb der Öffnungszeiten mehrere Anschläge auf Nachtclubs.

 

Politikum Sprache

Aufgrund der jahrzehntelangen staatlichen Assimilationspolitik versteht sich heute ein erheblicher Teil der Bewohner von Dersim nicht als Kurden, sondern als Aleviten. Eine wachsende Zahl bezeichnet sich zudem als Zazas. Die Frage, inwieweit Zazaki ein kurdischer Dialekt ist, ist längst ein Politikum jenseits der Sprachforschung. So vertrat die türkische Regierung bereits Anfang der 1990er Jahre, als sie selbst die Existenz des Kurdischen noch leugnete, die Meinung, daß es sich um eine eigenständige Sprache handele. Die BDP setzt sich zwar für eine Förderung des nur noch von einer Minderheit aktiv gesprochenen Zazaki ein. Zugleich sieht sie im Zaza-Nationalismus ein gezieltes Spaltungsmanöver des Staates gegen die kurdische Bewegung.

»Wer seine Herkunft nicht kennt, steht den Manipulationen des Staates hilflos gegenüber«, warnt der Co-Vorsitzende des BDP-Stadtverbandes von Dersim, Özgür Söylemez. Tatsächlich verfügt die auf Republikgründer Mustafa Kemal zurückgehende Republikanische Volkspartei (CHP) trotz der im Namen des Kemalismus verübten Massaker an Aleviten über einen starken Rückhalt in Dersim. Viele Aleviten sehen in der laizistisch ausgerichteten Partei einen Schutz vor einer weiteren Islamisierung. Für Massenaustritte aus der CHP in Dersim sorgte allerdings im November 2009 deren stellvertretender Vorsitzender Onur Oymen, als er während einer Parlamentsdebatte das Vorgehen der Armee 1937/38 in Dersim als »Bekämpfung des Terrorismus« lobte.

Einem Tabubruch kam es da gleich, daß Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in seiner Erwiderung offen vom »Dersim-Massaker« sprach und die Rückbenennung der Provinz in Dersim in Aussicht stellte. Sah es Ende 2009 so aus, als ob die CHP ihre letzte Bastion in den kurdischen Gebieten verloren hatte, so konnte sie Boden gutmachen, als im Mai 2010 der aus Dersim stammende Alevit Kemal Klçdarolu Parteivorsitzender wurde: Dessen Familie war am Aufstand 1937 beteiligt gewesen. »Er ist gut für Dersim, denn er ist einer von uns«, meint der alte Dede, ein alevitischer Geistlicher mit buschigem Schnauzbart, den wir an den Quellen des Munzur bei Ovacik treffen. Obwohl »Gandhi Kemal«, wie der angeblich asketisch lebende Klçdarolu genannt wird, außer der Forderung nach Arbeitsplätzen keine Lösungsvorschläge für die kurdische Frage hat, wirbt der Dede für die CHP.

Mehrere ausgetretene Bürgermeister sind mittlerweile in die CHP zurückgekehrt. Und beim Verfassungsreferendum am 12. September 2010 wurde Dersim vor den laizistischen Hochburgen an der Ägäisküste die Provinz mit dem höchsten Prozentsatz an Nein-Stimmen gegen das Ansinnen der islamischen Regierung, sich die Justizorgane zu unterwerfen. »Bisher gab es die militärische Kontrolle der Provinz. Nun will der Staat Dersim unter die Kontrolle der CHP stellen«, mutmaßt der hier direkt gewählte BDP-Parlamentarier Seraffetin Halis.

 

Alte Pläne

Unmittelbar hinter Tunceli-Stadt erstreckt sich seit 2009 der Uzuncayir-Stausee. Einige Hausdächer ragen noch aus dem Wasser des hier auf 15 Kilometern aufgestauten Munzur. Insgesamt 20 Talsperren und Wasserkraftwerke sollen in der Provinz errichtet werden. Energiegewinnung ist dabei sekundär. »Die ganze Geographie Dersims soll verändert werden«, meint der BDP-Ortsvorsitzende Söylemez während einer Fahrt durch die atemberaubenden Schluchten des seit 1971 bestehenden Munzur-Nationalparks. Dessen einzigartige Tier- und Pflanzenwelt drohen ebenso wie zahlreiche für die Aleviten heiligen Orte entlang dieses 144 Kilometer langen Nebenflusses des Euphrat in den Fluten unterzugehen. »Ziel ist es, der Guerilla die Verbindungswege abzuschneiden und noch mehr Menschen zu vertreiben«, so Söylemez.

Die Pläne gehen bis in das Jahr 1930 zurück, als der damalige Generalstabschef Fevzi Cakmak vorschlug, die Täler der aufständischen Provinz zu überfluten. Söylemez rechnet damit, daß Zehntausende Menschen ihre Heimat verlassen würden, wenn es zum Bau der Dämme käme. Zudem wäre so eine Rückkehr der in den 90er Jahre aus ihren Dörfern vertriebenen Menschen unmöglich. Die Provinzhauptstadt wäre von den anderen Orten abgeschnitten. Umweltschützer befürchten einen regionalen Klimawandel und – wie schon im Falle des Keban-Stausees – eine dadurch verursachte Entwaldung der Flußtäler.

Die Staudammprojekte wurden vom Staat ohne Konsultation der örtlichen Stadtverwaltungen beschlossen. Im Oktober 2009 gingen bei der bislang größten Demonstration gegen Talsperren in der türkischen Geschichte 20000 Menschen in Dersim auf die Straße. Und im September 2010 mußte sich ein unter dem Schutz des Militärs an einer Staudammbaustelle arbeitender Vermessungstrupp nahe Tunceli-Stadt vor Hunderten wütenden Anwohnern in Sicherheit bringen. Schließlich widerrief der oberste Gerichtshof Ende Oktober die Genehmigungen für den Bau des geplanten 111 Meter hohen Konaktepe-Damms und eines Wasserkraftwerks, durch die der Munzur oberhalb der Provinzhauptstadt aufgestaut würde.

 

Yildirims Hoffnung

Der Vorsitzende des örtlichen Menschenrechtsvereins, Baris Yildirim, hatte geklagt, weil die Zerstörung des Nationalparks bei der Vergabe der Baugenehmigung nicht berücksichtigt worden sei. »Die Gerichtsentscheidung hat die rechtliche Stellung von Nationalparks klargestellt. Konsequenterweise sollte dieses Urteil als Präzedenzfall betrachtet werden«, so Anwalt Yildirim. Doch die staatliche Wasserbaubehörde DSI wird wohl Widerspruch einlegen und die Regierung die Gesetzeslage entsprechend anpassen. »Der Munzur soll frei fließen« – unter diesem Schlachtruf geht der Widerstand gegen die Vernichtung Dersims weiter.
 
 
[ http://www.jungewelt.de/2010/12-04/005.php ]